Villmarer Marmor glänzt schon immer im Empire State Building
Bericht und Bilder Lydia Aumüller


Am 1. Mai 1931, wurde in New York das Empire State Building an der 5. Avenue in der 34. Straße feierlich eingeweiht . Mit einem Knopfdruck schaltete Präsident HerbertHoover offiziell die Beleuchtung dieses Wolkenkratzers ein. Für das damals größte Gebäude der Welt hatte Alfred E. Smith, Gouverneur des Bundesstaates New York, im Beisein von über 5000 Menschen mit einer silbernen Kelle den riesigen Grundstein gelegt. Unter den anwesenden Arbeitern des Baues befand sich auch Josef Istel , ein Marmorfachmann, der mit seiner Frau Rosa geborene Bargon wegen Arbeitslosigkeit vor Ort, 1928 von Villmar nach New York ausgewandert war. Kaum zu glauben.: das gewaltige Bauwerk wurde in einem Jahr und 45 Tagen für insgesamt 40.948.900 US $ errichtet. Einschließlich des 62 Meter hohen Fernsehsendemastes beträgt die Gesamthöhe des imposanten Riesen heute 443 Meter. In dem 102 Stockwerke hohen Wolkenkratzer führen 72 Fahrstühle in Minutenschnelle zur Aussichtsplattform in der 86. Etage. Nachts erstrahlt die Spitze des Gebäudes in hellem Licht.
Neben einer Stadtbesichtigung New York galt für eine hiesige Besuchergruppe die "Eroberung" des Empire State Building als Höhepunkt. Waren die mit "Famosa" verkleidete Außenwände des Gebäudes verständlicherweise stark verwittert , so bestach in der Lobby des Wahrzeichens von Manhattan der schöne graue und bunte Lahnmarmor am Fußboden und an den Wänden. In den Etagen der Stockwerke sind die Wände mit dem edlen Gestein, zum Teil mit Pilastern ausgeführt.
Die in unterschiedlichen geometrischen Mustern verlegten Fußböden aus buntem, grauem und schwarzem Marmor spiegelten sich in den Fenstern exklusiver Boutique

Wie aber kam Lahnmarmor nach New York?

Nachforschungen bei den Verantwortlichen des Empire State Building in New York haben ergeben, dass die Planer der prachtvollen Marmorausstattung des monumentalen Gebäudes eigens Experten nach Europa schickten und in Italien, Frankreich und Deutschland verschiedene Marmorarten in Augenschein nahmen. Die heutige Direktorin Mrs. Lydia Ruth, NewYork , wusste laut Archiv- Verzeichnungen vom 17. März 1930, sowie 5. Januar 1931 zu berichten, dass in " Old Germany" die Wahl auf den schon weltberühmten Lahnmarmor in Villmar, Schupbach und Gaudernbach fiel. Dieser 380 Millionen alte Devonstein war laut Prüfungsergebnis als besonders wasserabweisend und druckfest befunden worden.


Marmormetropole


Zudem genoss Villmar an der Lahn den Ruf als "Marmormetropole", denn es verfügte nicht nur über mehr als ein Dutzend Marmorbrüche mit verschiedenfarbigen Steinarten, sondern auch über eine Marmorfabrik und mehrere anerkannte Stein- und Bildhauerwerkstätten. Der Besitzer der Nassauischen Marmorfabrik Dyckerhoff & Neumann, Villmar/Lahn, lieferte über 70 cbm. Famosa, hell- bis dunkelgrau- violett aus Villmar und Schupbach. Aus dem Nachbarbruch in Gaudernbach kamen 200 cbm. "Auberg, bräunlich- grau mit rot", als Rohblöcke im Gesamtgewicht von 723 Tonnen per Schiff nach New York für die Ausstattung des Empire State Building. Die nötige Steinbearbeitung und Montage führte die New Yorker Fachfirma "William Bradley and Son" aus. Unter den Arbeitnehmern befand sich auch der bereits erwähnte Steinfacharbeiter Josef Istel, der dadurch Arbeit und Brot gefunden hatte. Für viele Villmarer Bürger, die Anfang des 20. Jahrhunderts durch Auswanderung in New York eine neue Heimat fanden, wurde der Lahnmarmor in diesem Wolkenkratzer ein Stück Heimat. " Immer wenn ich Heimweh hatte", so die betagte 90-jährige in Villmar geborene Amerikanerin Maria Reul-Friedrich, " führte mein Weg ins Empire State Building, um den Marmor aus der Heimat zu streicheln"