© Lydia Aumüller

Engelbert Leonhard

Engelbert Leonhard (*1791) heiratete 1812 Margarete Dill (*1790 +1870) aus Villmar. Aus der Ehe gingen Sohn Anton (*1812) sowie drei Töchter hervor.( DAL Kb. Villmar) Wie bereits erwähnt, hatte Engelbert als ältester Sohn das Geschäft des Vaters Simon im Jahre 1817 übernommen. Die elterliche Werkstätte, Hof und Wohnhaus befanden sich wahrscheinlich oberhalb der alten Mahlmühle (heute Martin Scheu).

Im Jahre 1820 pachtete Engelbert alle gemeindeeigenen Villmarer Marmorbrüche für acht Jahre für einen jährlichen Pachtpreis von neun Gulden. Obwohl er als vorzüglicher Marmorierer bekannt war, schien sein Geschäft wegen der Diezer Konkurrenz nicht gut zu florieren. Es ist belegt, dass er zeitweise seinem Vater Simon, der als Werkmeister im Diezer Zuchthaus arbeitete, als Hilfsaufseher für einen Tagelohn von 48 Kreuzer zur Seite stand. Diese finanzielle Zwangslage wußte der Diezer Zuchthausdirektor Lindpaintner zu nutzen. Auf der Suche nach gutem Marmor und durch geschicktes Taktieren gelang es ihm, im Jahre 1823 für fünf Gulden in den Pachtvertrag für alle Villmarer Steinbrüche bei dem Pächter Engelbert Leonhard einzusteigen. Die Zuchthaus- Marmorfabrik Diez konnte dadurch nicht nur in ihrem eigenen Steinbruch „Wieshohl" (heute Autohaus Erlemann ,Weilburger Straße) Steine gewinnen, sondern er beauftragte Villmarer Steinbrecher, für einen Hungerlohn in allen besagten Brüchen Material zu bergen und nach Diez zu befördern. Die wirtschaftliche Misere wurde für Engelbert Leonhard wohl unerträglich, denn Ende 1824 verkaufte er den Rest seiner Pachtrechte an die Zuchthausfabrik in Diez und versteigerte sein Werkzeug für 25 Gulden. Er nahm 1825 eine Stelle als Werkmeister in der Marmorfabrik des Zuchthauses in Freiburg/Breisgau an. Eine bittere Pille hinterließ er mehreren Villmarer Steinbrechern, da er ihnen den zustehenden Lohn schuldig blieb. Nach der Schließung dieser Strafanstalt kehrte Meister Engelbert nach Villmar zurück und arbeitete vermutlich fortan im Alleingang. Damals befürwortete die Gemeinde die Arbeitsvergabe für einen Brunnen an Engelbert Leonhard als Marmorspezialist und gab ihm damit die Gelegenheit, seine finanziellen Außenstände an Gemeindeabgaben, die ein Drittel der Herstellungssumme betrugen, zu begleichen. (W Abt.239, Nr. 515) Er übernahm vermutlich die Ausführung des Marmorbrunnens nach einer Zeichnung aus dem Jahre 1827 ( Famosa violett), der fortan das Rathaus zierte. Der Brunnen wurde 1927 abgerissen und an die Ecke Limburger Straße versetzt, dann 1958 wegen Straßenverbreiterung abermals abgelegt und gelagert. Nach einer gründlichen Restaurierung kehrte er in die Nähe seines ursprünglichen Standortes zurück und schmückt seit 1987 den Villmarer Rathausplatz.

Nachweislich schuf er 1840 einen Altar in der Dauborner Kirche aus „Famosa violett" mit einer Abdeckung aus schwarzem Schupbacher Gestein, der heute noch vorhanden ist. (W 211 Nr.4841 Dauborn S.24) Noch einmal beweist Engelbert Leonhard seine Steinkunst bei den Arbeiten zur Marmorausstattung der russischen Kirche in Wiesbaden, die er unter Leitung seines Bruders Johann-Peter von 1849 bis 1855 in Gemeinschaft mit mehreren Steinmetzmeistern aus Villmar ausführte. Später verliert sich die Spur des außergewöhnlichen „Marmorierer" Engelbert Leonhard. Er muss jedoch vor 1870 verstorben sein, denn seine Ehefrau Margarete, geborene Dill, verstarb im Jahre 1870 als Witwe in Villmar. (DAL Kb. Villmar)

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