Bildhauer Ludwig Cauer fertigte die Sandstein-Statue von König-Konrad I.
von Lydia Aumüller
 

Viele Zeitgenossen kennen und besuchen das König-Konrad-Denkmal in Villmar, das seit Juni 1894 unübersehbar auf dem über 40 Meter hohen Lahnfelsen thront. Der Blick des Königs stromaufwärts führt zu der Stätte, wo er ein Stift gegründet und seinen irdischen Lauf vollendet hatte, der "Wilinaburg".
Anfang 2015 kamen bei Nachforschungen der Autorin im Pfarrarchiv Villmar Dokumente zur Fertigung der König Konrad Statue zu Tage, von denen man bisher nichts wusste. Von 1891 bis 1894 wechselten aufschlussreiche Briefe zwischen dem Schöpfer der Statue des König Konrads, Ludwig Cauer aus Kreuznach und Dekan Johanes Ibach, dem Vorsitzenden des „ König-Konrad-Denkmal Comites“ in Villmar.

Wir wissen, dass die Idee für das Denkmal einst in Weilburg geboren wurde . Allen voran setzte sich der damalige Landrat des Oberlahnkreises, Ludwig Bindewald (+ 1893) dafür ein, der auch in seinem Testament 6 000 Mark als Stiftung für die Skulptur bestimmte. Weilburgs Stadtväter aber lehnten im November 1891 die Aufstellung eines Erinnerungssteines an diesen König ab. Diese Gelegenheit nutzte Dekan Johannes Ibach, Villmar. Er bot in seinem Amtsgebiet den Bodenstein als schönsten Standort für das Denkmal an. Heute ist dies Denkmal ein historisches Vorzeigestück der Gemeinde, das allerdings auch eine hohe Summe zur Unterhaltung verschlingt.

Ludwig wurde als Sohn von Helene und Karl Cauer, Bildhauer, am 28. Mai 1866 in Kreuznach geboren. Beide hatten fünf Söhne , darunter Sohn Robert, und 2 Töchter, die in die Fußstapfen der Eltern traten. Nach dem Tod des Vaters 1885 arbeitete er in Berlin in den Werkstätten von Albert Wolff und Reinhold Bega. Luwig Cauer war verheiratet mit Henriette Friederike Auguste Cauer. In hohem Alter erhielt er 1941 Berufsverbot. Der begabte Künstler, Ludwig Cauer, starb als Professor am 27. Dezember 1947 in Bad Kreuznach, so Uschi Geiss, Mitgründerin der Gesellschaft „Stiftung Cauer-Haus“ ( DSD) in Bad Kreuznach.

1891

Der Künstler fertigte zunächst ein Modell des König Konrad, das angeblich im Weilburger Saalbau für 20 Pfennig zu besichtigen war. Dieses Modell mit Landtor wurde im Dezember 1891 in der Kunst- und Gewerbeausstellung in Koblenz präsentiert, wo Bildhauer Bruder Robert Cauer ebenfalls eine Marmorstatue auf Mosaik-Marmorsäule vorstellte. Ludwig dachte  bei einer Aufstellung der Statue in Weilburg, an beiden seitlichen Aufsätzen dem Landtor , Waffen-Wappen anzubringen. Der Künstler, der damals zeitweise in Berlin arbeitete, kam von dort nach Weilburg zu Landrat Bindewald, um sich mit ihm zur Kontaktaufnahme nach Villmar zu Dekan Johanes Ibach zu begeben. Inzwischen stand allerdings fest, dass das Denkmal in Weilburg unerwünscht war, aber in Villmar auf dem Bodenstein sein Domizil erhalten sollte.

1893.

Am 1. August 1893 schreibt Ludwig Cauer aus Kreuznach an Dekan Johannes Ibach, dass er die Statue für 5 000 Mark aus Sandstein fertige, aber die Planierung des Terrains und die Ausführung des Sockels, die Kosten für Verpackung Transport und Aufstellung der Figur vom Komitee übernommen werden sollte. Er hoffe, diese im Laufe des nächsten Jahres fertig gestellt zu haben. „Die Figur wird also 2,20 Meter hoch, angetönt, etwas vergoldet, aus bestem Sandstein. Es wird mich sehr freuen Ihnen dann die Arbeit und unser Atelier zeigen zu können“. Ob Dekan Ibach der Einladung nach Kreuznach folgte, ist nicht erkennbar.

1894
Auch Bruder Robert Cauer unterstützte den Künstler bei seinem Werk. Zwei Briefe aus Kreuznach schickt der Bildhauer -Robert Cauer- an Johannes Ibach, indem er seine Mitarbeit an dem Denkmal im Februar folgenderweise angibt: „Anliegend schicke ich Ihnen eine Photographie des König Konrad. Er hat also die Krone in der linken Hand. Nach der damaligen Tracht muß die Öffnung des Mantels auf der rechten Seite sein und es war daher nöthig , daß die Figur mit dem linken Arm die starke Bewegung machte , damit die ganze linke Seite durch die Mantelfläche bedeckt würde. Ich halte es für das
Beste, wenn die vordere Sockelfläche mit der Bahn auf dem jenseitigen Lahnufer parallel gehen würde. daß die Platzfrage nun glücklich gelöst ist, freut mich sehr. Den Imprägnirstoff habe ich bereits von Cöln kommen lassen, wo Ihr Herr Neffe so freundlich gewesen war, mir die Adresse zu sagen, und habe damit an einem Stück, das vom Sockel abgefallen war, versucht und gefunden , daß die Tinktur sehr fest macht. Die Figur mit dem Postament durch die Dollen zu verbinden, wird glaube ich, nicht nöthig sein. Da dieselbe durch ihr eigenes Gewicht stehen wird“ .

Am 22. Mai schreibt Robert: „Mein Bruder ist bereits wieder in Berlin und wird von dort zur Aufstelllung nach Villmar kommen. Ich habe die Figur zweimal mit Kieselflual gestrichen, wodurch die Farbe viel schöner geworden ist. Ich denke die Fuhre in der nächsten Woche etwa am 30. Mai abgehen zu lassen, sodaß die erste Woche im Juni zum Aufstellen übrig ist“.

Unentgeltlich stellten die Gemeindeväter Villmars den Bodenstein zur Aufstellung zur Verfügung mit der Bereitschaft, auf künftige Arbeiten zur Nutzung des Marmorfelsen zu verzichten.

Am 29. Mai 1894 war das Kunstwerk in Kreuznach vollendet und konnte per Bahn für die Frachtkosten von 106 Mark den Weg nach Runkel antreten. Die Nassauischen Marmorwerke übernahmen von dort den Transport per Pferdefuhre bis zum Standort Bodenstein sowie die Herstellung des Podestes. Insgesamt betrugen die Kosten für den Sockel aus Bruchsteinen, das Podest aus grauem und weißem Marmor mit 258 eingravierten vergoldeten Buchstaben und Inschriften

, laut Rechnung, von Heinrich Batton, Direktor des Nassauischen Marmorwerkes Dyckerhoff & Neumann, 789.80 Mark.




Einweihung des Denkmals

Mit einem großen Volksfest feierten man am 10. Juni 1894  die Einweihung des Denkmals König-Konrad I. 911-918 auf dem Bodensteiner- Lay. In der Laudatio von Dekan Johannes Ibach erwähnte er: „Die lebensgroße Statue des König Konrads aus grauem Trierischen Sandsteins hält, während die Rechte auf das Schwert gestützt, in der linken die goldene Königskrone , darüber sinnend , wem er sie wohl am besten anvertraue. Die Auffassung, sowohl die Ausführung dieses schönen Gedanken ist Herrn Bildhauer Cauer, Kreuznach, meisterhaft gelungen und wird allzeit seinen Meister loben“
.

Allerdings ist heute vom Glanz der vergoldeten Inschrift und der Krone nichts mehr vorhanden. Selbst die Krone wurde ihm geraubt.

Helene Cauer

Am 25 Juni 1894 bedankt sich die Mutter Helene Cauer aus Kreuznach: „Es freut mich für Ludwig und nicht weniger für Frau Bindewald, daß seine Arbeit gewürdigt wird und wird ihm Muth und Aufmunterung geben. Meine Kinder Robert (1863-1947) und Anna (1868–1922) , die eben alleine hier sind, lassen sich Ihnen freundlich empfehlen und ich verbleibe mit vorzüglcher Hochachtung Ihre Helene Cauer.

Dank der Majestät Kaiser Wilhelm II.-

Johannes Ibach schickte  namens des Komitee-Ausschusses seiner Majestät nach Berlin zwei Abbildungen des Denkmals aus Villmar und erhielt folgendes Dankschreiben:

Potzdam, 31. August 1894. Seine Majestät der Kaiser und König haben von dem Ausschuß vom 20. des Monats eingereichten beiden photographischen Abbildungen des bei Villmar errichteten König-Konrad-Denkmals gerne anzunehmen geruhet und lassen dem Ausschuß für diese freundliche Aufmerksamkeit bestens danken. Der Geheime Kabinets Rat, Wirkliche Geheim Rat. Vannes“.

Die Anerkennung des Kunstwerkes von „Seiner Majestät“ aus Berlin war sicher für die Bildhauerfamilie Cauer in Kreuznach, Labsal für die Seele.

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Quelle: Pfarrarchiv Villmar: A 6 1891-1895 KKD.

Fotos: Repros Aumüller
von
Familie Cauer: Archiv: Stiftung Cauer-Haus (DSD) Bad Kreuznach. (Deutschen Stiftung Denkmalschutz)
Foto. Portrait Bildhauer Ludwig Cauer von Friederike Cauer, Enkelin von Bildhauer Ludwig Cauer.

Abb. 1 1894. Dekan Johannes Ibach , Villmar. 
Abb 2. Villmar. 1894: Diese Abbildung vom König–Korad-Denkmal erhielt Kaiser Wilhelm II. in Berlin. Im Sockel verewigte sich der Bildhauer mit: L. Cauer. 1894 . (siehe Foto)
Abb 3. Portrait Bildhauer Ludwig Cauer.
Abb 4 und 5 : Söhne des Bildhauers Karl Cauer um 1895.
Familie Cauer: Archiv : Stiftung Cauer-Haus (DSD) Bad Kreuznach. (Deutschen Stiftung Denkmalschutz) Helen Cauer und Sohn Robert Cauer (Bildhauer) vor dem – Cauerhaus- in Kreuznach um 1894. Archiv: Stiftung Cauer-Haus (DSD) Bad Kreuznach. (Deutschen Stiftung Denkmalschutz)